Taktik – Strittige Scheidung hinauszögern
Theoretisch ist es möglich, mit einer gewissen Taktik die strittige Scheidung zu verzögern – und dies sogar um mehrere Jahre. Um mit geschickter Taktik eine Scheidung zu verzögern, muss theoretisch ein Härtefall vorliegen. Laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) unterbleibt die Scheidung ausnahmsweise, wenn ein Härtefall besteht. Als Härtefall gilt meist ein ernsthafter Suizidgefahr eines Ehegatten. Allerdings wurden Gründe wie ein sehr hohes Alter, Herzkrankheiten, körperliche und seelische Belastungen oder Angst vor dem Alleinsein von einigen Familiengerichten bereits abgewiesen. Daher ist die Härteklausel in der Praxis kaum relevant und verzögert nur selten eine Scheidung.
Allerdings bedarf es nicht unbedingt einer gewieften Taktik, um die Scheidung zu verzögern. Bereits die Nicht-Einwilligung eines Ehepartners kann die Scheidung bis zu zwei zusätzlichen Jahren verzögern. Doch diese Verzögerung lässt sich nicht unendlich in die Länge ziehen, da die Scheidung nach 3 Jahren automatisch vollziehbar ist. Ebenso können alle an das Familiengericht abgegebenen Folgesachen den Ablauf der Scheidung verkomplizieren und das Scheidungsverfahren verzögern.
Tipps für eine gute Taktik, um die strittige Scheidung zu verzögern:
- Beim Scheidungstermin einen Auskunftsantrag in den Folgesachen zum Zugewinnausgleich oder Unterhalt stellen
- Als Auskunftspflichtiger die Auskunft verzögern.
- Formulare für den Versorgungsausgleich später bearbeiten.
- Nicht zum Scheidungstermin erscheinen und sich krankschreiben lassen.
- Für das Zugewinnausgleichsverfahren Gutachten zur Ermittlung der Vermögenswerte einholen.
- Widerspruch gegen den Scheidungsbeschluss oder die Folgesachen einlegen.
Warum sollte man die Scheidung verzögern?
Doch warum sollte man mit einer überlegten Taktik die Scheidung verzögern wollen? Insbesondere finanzielle Vorteile können eine Verzögerung lukrativ für einen Ehepartner machen. Vorteile gibt es vor allem im Zusammenhang mit Unterhaltsfragen und beim Versorgungsausgleich sowie dem Zugewinnausgleich. Ein beliebter Grund für eine Verzögerung ist der Trennungsunterhalt, denn es ist ungewiss, ob nach der Scheidung ein Unterhaltsanspruch besteht. Daher versuchen unterhaltsberechtigte Ehepartner meist, den Zeitraum bestmöglich zu strecken.
Darüber hinaus müssen Ehegatten von Beamten mit hohen privaten Krankenkassenbeiträgen rechnen und verlieren gleichzeitig ihren Anspruch auf Beihilfe. Demgegenüber verlieren Ehepartner von gesetzlich Versicherten die bislang kostenlose Mitversicherung durch den Ehepartner und müssen ab dem Scheidungsurteil allein für ihre Krankenkassenbeiträge aufkommen. Ob Sie eine Taktik zum Verzögern der Scheidung anwenden könnten oder nicht, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Anwalt für Familienrecht besprechen. Er klärt Sie darüber auf, ob die Vorgehensweise sinnvoll und erfolgversprechend erscheint, und ob es sich finanziell auszahlt.
So kann Sie ein Anwalt für Familienrecht unterstützen!
Leider wird eine Scheidung nicht selten von Unstimmigkeiten zwischen dem Ehepaar begleitet und es kommt zu einer strittigen Scheidung, die hohe Kosten mit sich bringen kann. Die genaue Höhe der finanziellen Belastung sowie die Dauer des Scheidungsverfahrens hängt von den zu klärenden Scheidungsfolgen und dem Streitwert ab. Die Ehegatten müssen sich über ein eventuelles Sorgerecht, Unterhalt und Versorgungsausgleich einig werden. Sowohl bei einer einvernehmlichen als auch bei einer strittigen Scheidung besteht die Pflicht, einen Anwalt für Familienrecht einzusetzen.
Bei einer streitigen Scheidung müssen für jede Partei Familienrechtsberater beauftragt werden, die die Interessen des jeweiligen Mandanten vertreten. Sollte sich einer der Partner nicht scheiden lassen wollen, ist trotzdem eine strittige Scheidung möglich. In diesem Fall ist es ratsam, bereits im Vorfeld einen Anwalt für Familienrecht zu kontaktieren und ein Erstgespräch zu vereinbaren. Dieser klärt mit Ihnen mögliche juristische Fragen und begleitet Sie durch den ganzen Scheidungsprozess.